4 Innenpolitik Neue Freie Zeitung „Wir halten an unseren frei für die Gestaltung unserer FPÖ-Klubobmann Herbert Kickl erläutert im NFZ-Interview die Hintergründe zur Koalitionsauf gegen Kurz‘ ÖVP-Alleinregierungsversuch und gibt einen Ausblick auf die thematische Ausric Herr Klubobmann, die Innenpolitik hält Österreich in Atem wie selten zuvor. Wie haben Sie diese Tage rund um das sogenannte Ibiza-Video und den Fall der Regierung Kurz erlebt? Kickl: Sofort nach Veröffentlichung des Videos war klar, dass Heinz-Christian Strache und Johann Gudenus zurücktreten werden. Freitag und Samstag haben dann Gespräche zwischen Kurz, seinem Berater Stefan Steiner, HC Strache und mir stattgefunden, wobei es um die Weiterführung der Regierung mit Norbert Hofer als Vizekanzler sowie um ein „Transparenz-Paket“ ging, also eine Art moralischen Kompass. Mein Rückzug aus dem Innenministerium wurde dabei nicht einmal ansatzweise angesprochen. Samstagmittag hat Strache dann seinen Rücktritt erklärt, unmittelbar danach hätte die Erklärung von Kurz folgen sollen. Aber die ist nicht gekommen. Und was kam stattdessen? Kickl: Stattdessen hat die ÖVP den Schlachtruf der linkslinken Demonstranten übernommen: ‚Kickl muss weg‘. Denn es kam die Forderung nach meinem Rücktritt und ebenso die Bedingung, dass kein anderer Freiheitlicher mein Nachfolger sein dürfe. Die ÖVP wollte also die Gunst der Stunde nutzen, um das Innenressort wieder in ihre Foto: NFZ
Nr. 23 Donnerstag, 6. Juni 2019 g Innenpolitik 5 heitlichen Grundsätzen Heimat Österreich fest!“ kündigung durch die ÖVP, die Beweggründe der Freiheitlichen für den Misstrauensantrag htung des freiheitlichen Wahlkampfes zur Nationalratswahl im September. Finger zu bekommen, das 17 Jahre lang das Epizentrum schwarzer Machtpolitik in Österreich gewesen ist. Da wollten und konnten wir im Interesse unseres Landes nicht mitspielen. Und daher war es auch folgerichtig, dass wir dem Misstrauensantrag gegen die Regierung unterstützt haben, denn das wäre in Wahrheit eine schwarze Alleinregierung gewesen mit angeblich unabhängigen Experten, die von schwarzen Kabinettschefs und Mitarbeitern gesteuert wurden. Die Regierungsbüros sind ja sofort von Personen aus der Volkspartei, dem ÖVP-Parlamentsklub, aus dem direkten Umfeld bzw. den Büros des nunmehrigen Alt-Kanzlers besetzt worden. Das hat ja deutlich gezeigt, wo die Reise hingehen soll. Der Misstrauensantrag war daher ein Akt der parlamentarischen Notwehr. Wegen dieses Misstrauensantrags behauptet die ÖVP ja, die FPÖ bastle schon an einer Koalition mit der SPÖ. Kickl: Das ist totaler Unsinn. Es haben sich viele in der ÖVP gewünscht, dass die SPÖ diesen Misstrauensantrag nicht einbringt. Die ÖVP hat ja auch noch versucht, durch die Rücknahme meiner 1,50-Euro-Verordnung einen Köder auszulegen. Und denken wir das doch einmal umgekehrt: Hätte die SPÖ auf den Misstrauensantrag verzichtet, wäre Sebastian Kurz sicher der erste gewesen, der sich dagegen gewehrt hätte, aus dem abzuleiten, dass er „Bei den Wahlen steht die Entscheidung an, ob dieser Kurs fortgesetzt werden kann, den wir Freiheitlichen in unserer Regierungsarbeit eingeschlagen haben. Dieser Kurs beinhaltet eine restriktive Asyl- und Migrationspolitik im umfassenden Sinn, von dem sich die ÖVP leider zuletzt abgewandt hat.“ an einer schwarz-roten Koalition arbeitet. Und genauso unsinnig wie der Vorwurf in diese Richtung gewesen wäre, ist jetzt der Vorwurf, dass wir an einer SPÖ-FPÖ-Koalition basteln. Von der SPÖ trennen mich, das können sie mir auch aus der Zeit als Innenminister heraus glauben, ideologisch Lichtjahre. Kurz hat behauptet, Sie würden als Innenminister der Aufklärung der „Ibiza-Affäre“ im Weg stehen…. Kickl: Was für ein unglaublicher Schwachsinn! Verfahren führt bei uns immer noch die Justiz, die Polizeikräfte sind deren Hilfsorgan bei den Ermittlungen. Außerdem habe ich selbst ein größtmögliches Interesse an der Aufklärung. Und beim damaligen Fall Strasser ist gegen einen ehemaligen ÖVP-Innenminister unter einem ÖVP-geführten Justizministerium und einem ÖVP-geführten Innenministerium wegen Korruption ermittelt worden. Da war das offenbar in Ordnung. Können Sie sich erklären, warum Sebastian Kurz nicht als Klubobmann in den Nationalrat geht nach seiner Abwahl? Kickl: Er redet ja davon, dass er den Sommer braucht, um mit den Menschen ins Gespräch zu kommen. Allerdings pausiert das Parlament im Sommer ohnehin. Ich vermute, dass er eher Angst vor der Aufgabe als Klubobmann hat. Er war ja noch nie Abgeordneter, außer ein paar Tage lang in ‚Warteposition‘ zwischen Wahlen und der Angelobung der Regierung, nicht im Nationalrat und nicht im Landtag. Sein ach so großherziger „Verzicht“ auf das Mandat ist also eher Eigeninteresse, um sich in dieser Aufgabe nicht zu blamieren. Wie soll es jetzt beim Thema Parteispenden weitergehen? Kickl: Ich denke, es braucht klare gesetzliche Regelungen. Wir wollen ein Verbot von Großspenden. Es kann mir niemand weismachen, dass irgendein Unternehmer aus reiner Herzensgüte einen Haufen Geld an eine Partei spendet, ohne dass er sich eine entsprechende Gegenleistung erwartet. Wir brauchen möglichst viel Transparenz und möglichst wenig Abhängigkeiten der politischen Entscheidungsträger. Was halten Sie von der neuen sogenannten „Übergangsregierung“? Kickl: Ich wünsche ihr für ihre Arbeit alles Gute. Und ich bin zuversichtlich, dass die von Kanzlerin Brigitte Bierlein ausgewählten Minister die Verwaltung gut weiterführen werden, ehe die Wähler im Herbst bei den Neuwahlen die Gelegenheit für eine neue politische Weichenstellungen in unserem Österreichvornehmen können. Was können wir im Wahlkampf von der FPÖ erwarten? Kickl: Für uns gilt es jetzt, die freiheitlichen Grundsätze und Argumente für die Gestaltung unserer Heimat Österreich bestmöglich sichtbar zu machen. Es waren schließlich die freiheitlichen Minister, die in der Regierung den Takt vorgegeben und die wesentlichen Reformprojekte umgesetzt haben. Bei den Wahlen steht die Entscheidung an, ob dieser Kurs fortgesetzt werden kann. Dieser Kurs beinhaltet eine restriktive Asyl- und Migrationspolitik im umfassenden Sinn, von dem sich die ÖVP leider zuletzt abgewandt hat. Außerdem eine am Wohl der Österreicher und Österreicherinnen orientierte Sozial- und Arbeitsmarktpolitik, eine zukunftsfähige Wirtschafts-, Verkehrs- und Umweltpolitik sowie eine der Neutralität verpflichtete Verteidigungspolitik. Darüber hinaus steht die FPÖ für eine rasche Ausweitung der direkten Demokratie und für einen öffentlich-rechtlichen Rundfunk ohne Zwangsgebühren. Das sind die wesentlichen Eckpfeiler des Programms, mit dem die wir um die Stimmen der Österreicherinnen und Österreicher werben werden. Wann wird gewählt werden? Kickl: Darüber werden derzeit noch Gespräche geführt, um ein größtmögliches Einvernehmen zwischen allen im Parlament vertretenen Parteien herzustellen. Unser Wunschtermin ist der 29. September. Der Vorteil: Der Sommer wird vom Wahlkampf nicht gestört – und im September werden wir eine kurzen, aber umso intensiveren Wahlkampf führen.
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