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Leben nach der Querschnittslähmung

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Ratgeber für behinderte und pflegebedürftige Menschen. Ein Wegweiser.

wicht vor allem auf den

wicht vor allem auf den Armen ruhend, einen Fuß langsam vor den anderen. Es war unglaublich anstrengend und am Schluss sollte ich in diesen 12 Minuten eine Strecke von 125 m zurückgelegt haben. 125 m oder 17 cm pro Sekunde, ich war unendlich stolz darauf und begann, wie in alten Zeiten wieder ein Trainingstagebuch zu führen, in dem ich meine Fortschritte penibel festhielt. 64 Lange nach der Entlassung aus dem Weißen Hof dachte ich an diesen ersten Versuch zurück. Ich hatte es damals geschafft, 8 km ohne Stock auf meiner alten Laufstrecke in den Wäldern des Leithagebirges zurückzulegen. Ich war fast drei Stunden unterwegs und trotzdem bereits Lichtjahre von den ersten Anfängen entfernt. Dazwischen lagen tausende Trainingsstunden, jede davon hat sich gelohnt. Ein wesentlicher Bestandteil unseres Trainings betraf den Umgang mit dem Rollstuhl. Ich hatte mich zuerst sehr dagegen gewehrt, weil ich fest davon überzeugt war, einmal ohne ihn auskommen zu können. Doch die Chancen waren in Wirklichkeit zunächst eher gering und daher das Training für das Meistern des Alltags von großer Bedeutung. Ich gewöhnte mich auch schnell daran und die innerliche Ablehnung wurde rasch vom Interesse an den umfangreichen Möglichkeiten im Rollstuhlsport verdrängt. Zunächst war es notwendig, nur auf den beiden Haupträdern balancieren zu lernen. Dazu wurden wir mit einem Seil, das an der Decke des Sportraums hing, gesichert und versuchten immer wieder, die beiden kleinen vorderen Räder vom Boden abzuheben, indem der Rollstuhl kurz und heftig nach vorne bewegt wurde. Dann galt es, die Vorderder möglichst lange in der Luft zu halten. Wie beim Erlernen jeder neuen Fertigkeit hatte ich zuerst den Eindruck, dass es sich um eine unendlich schwierige Aufgaben handeln würde. Wochen später

konnte ich den Rollstuhl minutenlang balancieren, mich dabei um die eigene Achse drehen oder Hindernissen ausweichen. Später kam das Training für Rollstuhlbasketball dazu. Wer das noch nie probiert hat sollte es unbedingt einmal versuchen. Es ist extrem anstrengend und eine echte Herausforderung. Am schwierigsten gestaltete sich das „Stufensteigen mit dem Rollstuhl. Es ist aber durchaus möglich, auf zwei Rädern balancierend auch mehr als nur eine Stufe nach oben oder nach unten zu fahren, wenn man nur ausreichend übt. 65 Wie oft meine Trainingskollegen und ich aus dem Rollstuhl gefallen sind? Ich weiß es nicht mehr. Aber wir haben uns dabei nie ernsthaft verletzt. Wir bereiteten sogar eine Wette für die Sendung „Wetten dass vor. Zwei Langbänke wurden auf den Rücken gedreht, sodass der dünne Balken nach oben zeigte. Die Langbänke wurden auf einer Höhe von rund einem Meter befestig und eine kleine Rampe ermöglichte es, mit dem Rollstuhl wie auf Schienen auf den Bänken zu balancieren und dabei nach vorne zu fahren. Dabei konnten wir nicht direkt nach unten sehen, sondern ixierten einen Punkt weit vorne, um die Spur zu halten. Kam man nur ein kleines Stück von dieser Spur ab, dann ging es ganz schnell nach unten. Nur drei Rollstuhlfahrer schafften das Kunststück. Doch die Wette haben wir dann doch nie eingereicht. Es hat uns schon gereicht, die Aufgabe überhaupt gemeistert zu haben. 8. Alte und neue Freunde Cicero hat einmal gemeint, einen sicheren Freund erkenne man in unsicherer Sache. Ich war vor meinem Unfall jahrelang politisch aktiv und in verschiedenen Vereinen organisiert. Oft kann man sich als Politiker der Anzahl der auch privaten Einladungen kaum erwehren. Da ist die Welt voll von Schulterklopfern,

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