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Leben nach der Querschnittslähmung

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Ratgeber für behinderte und pflegebedürftige Menschen. Ein Wegweiser.

26 Zu meinem

26 Zu meinem Landesmeistertitel, den ich mir so gewünscht hatte, bin ich dann doch noch irgendwann gekommen. Allerdings nicht durch das Laufen, sondern durch eine Teilnahme bei einem Schwimmwettkampf als letzter Starter einer Staffel. Ich konnte drei Plätze gutmachen und ging als erster durchs Ziel. Ich bin heute noch davon überzeugt, dass es nie mehr ein so schwaches Starterfeld geben wird, wie wir es damals in der Konkurrenz hatten. Die Goldmedaille habe ich irgendwo am Dachboden in einer Kiste verwahrt. Die vielen zweiten Plätze beim Laufen bedeuten mir heute noch viel mehr als dieser Sieg. Es ist schade, dass man es in jungen Jahren gar nicht mitbekommt, wie toll diese Zeit eigentlich ist. Man will so schnell wie möglich erwachsen werden, ins Berufsleben einsteigen, Verantwortung für eine Familie übernehmen, das Leben genießen. Dabei verliert man oft den Blick für die Gegenwart, für das, was nicht wieder kommt. Und so verging auch bei mir die Zeit beim Blick auf die Zukunft viel zu schnell, die Ausbildung ging dem Ende zu und mit dem Ende meines Militärdienstes und der Übersiedlung nach Wien begann für mich das Berufsleben. Ich wurde Techniker bei der österreichischen Fluglinie Lauda Air. Doch das Laufen habe ich niemals aufgegeben und auch immer wieder einen Marathon in Wien absolviert. Ich erinnere mich daran, dass ich oft mit dem gleichen Alptraum aufwachte. Ich versuche zu laufen, meine Beine zu bewegen, doch das war nicht möglich. Nach dem 11. August 2003 sollte ich diesen Alptraum nie mehr haben. Er war Wirklichkeit geworden. Doch der Traum selbst kam nie wieder.

3. Faszination Fliegen Als ich 9 war, durfte ich mir im Keller meiner Eltern eine kleine Werkstatt einrichten. Dort entstanden auch meine ersten Modelllugzeuge. Es wurde ausschließlich nach Bauplan, mit viel Balsaholz und Sperrholz gebaut. Die Fernsteuerungen waren unendlich teuer. Es roch nach Spannlack, Leim und Modellbausprit. Zur Firmung hatte ich mir von meinem Bruder einen 6,5 ccm Zweitaktmotor von Webra gewünscht, den ich in ein damals oft gebautes Modelllugzeug einbaute. Der „Charter war schwer übermotorisiert und konnte senkrecht liegen, was für ein Spaß. 27 Und natürlich gehörte zum Fliegen auch immer wieder das Reparieren der Flugzeuge nach mehr oder weniger spektakulären Abstürzen. Einmal gelang es mir sogar, ein Motorlugzeug am Dach des Fernheizkraftwerkes Pinkafeld zu zerstören. Meine Lieblingsübung bestand darin, am Sportplatz mit Vollgas durch das Tor zu liegen, von dem vorher das Netz entfernt worden war. Doch am schönsten war das Segeln am Hang. Pinkafeld hat einen kleinen Ortsteil namens Hochart, der mit 600 m Seehöhe rund 200 m über der Stadt liegt und einen herrlichen Südhang hat. Von dort blickt man direkt über die weiten Felder bis nach Oberwart und Großpetersdorf. Ideale Bedingungen für das Hangsegelliegen. Das Segelliegen am Hang ist wesentlich schwieriger als alle Übungen mit dem Motorlugzeug in der Ebene. Es ist ein Spiel mit der Thermik und dem Hangaufwind, gelandet wird nicht gegen sondern mit dem Wind und jede Fehleinschätzung gefährdet das über viele Stunden gebastelte Modell. Das Sitzen in der Wiese an einem schönen Sommertag mit guten Aufwindverhältnissen, die Stille, unterbrochen nur vom Wind,

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